Schluss-Plädoyer von Dr. Paul Schulz. Urteil

Einleitung
1.   Stationen aus der Geschichte des Konfliktes
2.   Marginalen zum Verfahrensablauf in Hannover
3.   Anmerkungen zu dem Gutachten von Herrn Prof. Dr. von Weizsäcker.
4.   Brückenschläge zwischen den widerstreitenden theologischen Positionen.
5.   Dimensionen allgemeiner gesellschaftlicher Umbrüche. 
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Urteil 

 

Teil 1.   Stationen aus der Geschichte des Konfliktes

Seit meinem fünften Lebensjahr will ich Pastor werden. Ich erwähne das nicht als nostalgische Reminiszenz.
Vielmehr setze ich diese Feststellung an den Anfang, um einer mir häufig begegnenden Spekulation entgegenzutreten. Diese lautet, grob umrissen, so:

Wären Sie als Kind christlich erzogen worden, dann wären Sie so nicht geworden, wie Sie heute sind. Hätten Sie von klein auf etwas vom Glauben der Gemeinde kennen gelernt, dann würden Sie auch heute noch an Gott festhalten. Hätten Sie Jesus lieben gelernt, dann hätten Sie Jesus auch heute noch lieb.

Gerade angesichts heftiger Infragestellungen möchte ich deshalb feststellen:
Ich selbst bin in einem bewusst christlichen Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater ist zwar nicht Pastor, dennoch bin ich groß geworden mit all jenen Vorstellungen der traditionellen Frömmigkeit, mit täglichen Gebeten, regelmäßigem Kirchgang und allem, was gerade der Kinderglaube suggeriert. Ich selbst nehme deshalb für mich in Anspruch, bewusst christlich erzogen worden zu sein.

Mein Konfirmator, der alte, glaubenstreue Pastor Hecker in Hamburg-Hoheluft, schrieb in einem Pfarramtszeugnis zu meinem Theologiestudium:

„Nach seiner Konfirmation wurde Paul Helfer im Kindergottesdienst. Fünf Jahre hindurch hat er Sonntag für Sonntag eine große Gruppe 6-9jähriger Jungen betreut. Im Helferkreis hat er in mei­ner Gegenwart auch Vorbereitungen der Helfer wie auch in meinen Hausbibelkreisen, an denen Familie Schulz immer geschlossen teilzunehmen pflegte, Bibelarbeiten mit gutem Erfolg gehalten. Auch sonst hat Paul Schulz über das gottesdienstliche Leben der Gemeinde und der jungen Gemeinde hinaus stets guten Kontakt mit anderen Gemeindegliedern gehabt. Man kann sagen: Er ist inmitten der Gemeinde aufgewachsen.“

Die Polarisierung in meinem Studium lässt sich in der Entwicklungsspanne mit zwei Namen abstecken.

– Zum einen:
Professor Goppelt in Hamburg. Bei ihm habe ich fünf Semester lang intensiv Paulus gearbeitet. Das aber bedeutete, immer erneute Beschäftigung mit der urchristlichen Verkündigung des auferstandenen Christus. Also keine primär Bultmannsche Inter­pretation, wie jeder kundige Theologe von Goppelt weiß, sondern eine zentral reformatorische. Also im Kern auf die Rechtferti­gungslehre zielend und im engsten Bezug zur Botschaft von der Auferstehung.

– Zum anderen:
Professor Ethelbert Stauffer in Erlangen. Sein Satz „Paulus ist ein großer Mann, aber wir fragen nach Jesus von Nazareth“ sig­nalisiert die Richtung. Die Frage nach den vorösterlichen Bedin­gungen der Kirche hatte sich mir zunehmend schon in Hamburg bei Goppelt gestellt. Von Stauffer wurde sie zur zentralen Frage meiner gesamten Theologie, speziell dann meiner Christologie.
In der alten Spannung Martin Kählers zwischen dem „sogenannten historischen Jesus und dem geschichtlichen biblischen Christus“ rückte für mich der historische Jesus in Gestalt und Botschaft immer mehr in den Mittelpunkt meines Christseins.

In diesem Umbruch lässt sich noch nachträglich ein wesentlicher methodischer, ja erkenntnistheoretischer Schritt nachvollziehen:
Weg von einer dogmatisch-manifesten Theologie, hin zu einer exe­getisch-systematischen Botschaft;
Weg von einer deduktiv-apolo­getischen Predigt, hin zu einer induktiv erklärenden Verkündigung.
Weg von jedweder formalen Statik und Begrenzung, hin zu immer erneuter Dynamik und Offenheit.

Ich habe Ihnen hier schon einmal dargelegt, dass ich meine Ordination nicht manu et corde im Sinne einer unkritischen Bekenntnis­treue unterschrieben habe.

Ich habe Ihnen mitgeteilt, dass sich mein Ordinationscoetus um die Bedeutung und den Sinn von Ordination und Bekenntnis
in Gesprächen damals mit Herrn Hauptpastor Dr. Sierig ungeheuer herumgeschlagen hat. Wir haben damals die Bekennt­nisse schon immer nur gut lutherisch als norma normata, nie als norma normans begreifen können. Für mich erklärt und erklärte sich schon damals die kritische Distanz zum Bekenntnis – und jeder wusste das auch in der Hamburger Kirchenleitung – in der wesentlichen Rückwendung und Bezugnahme durch alle dogmatischen Positionen zurück auf den historischen Urgrund des Christentums: Jesus von Nazareth.

In dem Maße, in dem er mit seiner Gestalt und Botschaft der Maßstab meines Christ­seins wurde, gerieten alle späteren christlichen Aussagen immer stärker zur Interpretationsmasse, als sekundär also von hoher Wichtigkeit, primär aber von grundsätzlicher Relativität.

In diesem Sinn kam es zu einem ersten Konflikt bei Antritt meines Amtes als Pastor.

Breklum, das wissen Sie, ist von alter missio­narischer Tradition. Jahrzehntelang sind von dort Missionare nach Afrika entsandt worden, alle in bewusst lutherischer Tradition. Doch nicht nur dies. Viele Jahrzehnte hindurch ist dort ein „Se­minar für missionarischen und kirchlichen Dienst“ betrieben worden, um junge Menschen, junge Damen und Herren, für den Dienst in der Kirche auszubilden, als Gemeindehelferin etwa oder als Diakon.

Dort bin ich von 1967 bis 1969 zwei Jahre Dozent für Neues Testament und Exegese, für Dogmatik und Ethik gewesen. 1967 bis 1969, das waren jene Jahre, in denen junge Menschen an den Hochschulen gegen den „Mief unter dem Talar von 1000 Jahren“ Protest machten.

In Breklum waren wir nicht derart politisch, dennoch auch institutionskritisch. Schon hier, und deshalb erwähne ich das, deutete sich etwas für mich Wichtiges an. Für mich bedeutet schon damals die Hauptauseinandersetzung mit unserer Gesell­schaft die Auseinandersetzung mit ihren idealpolitischen Prämissen, eben auch gerade mit ihren religiösen und theologischen Voraus­setzungen.

Deshalb bin ich auch fast nie in aktuellen politischen Aktionen von Pastoren in Erscheinung getreten, wenngleich ich solch gesellschaftskritisches Agieren – etwa die Aktionen der Flensburger Pastoren – gut verstehen konnte. Dennoch lag mein persönliches Engagement immer zentral in – sagen wir – philosophisch-geistesgeschichtlichen Problemfeldern.

Zwei Jahre habe ich so in Breklum mit kritischen Menschen Tag für Tag, oft Nacht für Nacht um christliche Positionen innerhalb einer modernen Welt gerungen.

Was ist da alles an Spreu verbrannt!
Ganz ohne Frage ist es erschreckend, wie selten Gold zu finden ist innerhalb christlicher Dogmengeschichte, vor allem dann, wenn man in offe­ner Bereitschaft neue Erkenntnisse unserer Tage ins christliche Selbstverständnis mit hineinnimmt.

So gehörte damals zu unserer christlich-weltlichen Auseinandersetzung etwa Hoimar von Ditfurths neues Buch „Kinder des Weltalls“ – und damit die faszinierenden Perspektiven der Astrophysik; Gordon Rattray Taylors „Die biolo­gische Zeitbombe“ – und damit die Revolution der modernen Biologie; Karl Steinbuchs „Falsch programmiert“ – und damit die radi­kale Gesellschaftskritik an der Hinterwelt.

Es ist immer gesagt worden, dass dieses Breklurner Gemeindeseminar durch die theologische Arbeit von Paul Schulz hätte schließen müssen. In der Tat ist der Seminarbetrieb dort kurz nach meinem Weggang eingestellt worden – letztlich aber wegen grundsätzlicher Umstrukturierung dieser Ausbildung auf Fachhochschulbetrieb hin.

Allerdings signalisierte die Schließung damals auch das inhalt­liche Problem, das sich mir heute an der Kirche allgemein dar­stellt:

Eine Kirche, der es nicht gelingt, neue geistige Solida­rität mit der modernen Gesellschaft zu finden, droht an ihren alten Formen zu zerbrechen. Gerade um die Grundwerte des Christ­seins tradieren zu können, müssen alte, historisch erstarrte Positionen aufgegeben werden, weil sie einfach nicht auf Zukunft hin zu tragen vermögen.

Als man mich von Breklum nach Hamburg an die Hauptkirche St. Jacobi holte, wusste man, wer ich war.
Die eigentlich theologische Ausein­andersetzung hatte damals längst begonnen. Zunächst war dies von Hamburg her als eine positive Möglichkeit gesehen worden:
Eine Citykirche neu zu beleben, indem man sie theologisch zu einem zen­tralen Platz machte, an dem offen über Gott und die Welt gesprochen werden konnte.
So wenigstens war damals, als ich als Pastor von St. Jacobi gewählt wurde, mein Arbeitsauftrag offiziell voraus­konzipiert.

Ich habe damals von Anfang an aus meinen theologischen Absichten keinen Hehl gemacht, sondern mein kritisches Pastorsein offen und ehrlich angeboten.

So sind schon in meiner Predigt bei meiner Amtseinführung am 31.5.1970 die drei Hauptpunkte meiner Arbeitsziele ganz unmissverständlich genannt:

–   Der Versuch, die Theologie auf naturwissenschaftliches Denken hin zu öffnen, um den modernen Menschen nicht zu diskriminieren,
sondern ihn gerade mit seinem Verstand voll in das Fragen nach Gott hineinzunehmen,

–   Die Absicht, sich über alle dogmatischen Positionen hinweg auf Jesus von Nazareth zu besinnen und dessen Verkündigung
zum gültigen Maßstab für alles Reden und Handeln der Kirche zu setzen.

–   Der Vorsatz, mit der Botschaft von der Liebe menschliche Gemeinschaft gerade in kritischen Lebenssituationen neu zu gestalten
und so sozial kreativ und offen an einer modernen Gesellschaft mitzuarbeiten.

Meine Einfüjhrungspredigt damals stand unter dem Jesuswort aus Lukas 6:
Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geeignet für das Reich Gottes.

Dies habe ich schon damals in völlig unmissverständlichen Sätzen interpretiert, nämlich so:

„Der Theologe hat heute ganz praktisch die Aufgabe, veralterte Vor­stellungen auszuräumen und die Menschen auf sachgerechtere Vor­stellungen hin zu befreien. Er selber hat mit herunter zu bringen, was in der Kirche in den letzten 2000 Jahren aufgebaut wurde, sich aber heute als überfällig erweist. Der Theologe ist nicht Konservator des Alten, sondern Befreier nach vorn. Er hat Mut zu ma­chen, neue Ufer zu gewinnen, hat den Blick zu öffnen für die Möglichkeiten nach vorn. Er hat deshalb gerade auch da mitzugehen, wo Menschen innerhalb neuer Erfahrungsfelder bewusste Solidarität nötig haben.

Ein erster ganz praktischer Versuch waren damals die 15 „Kritischen Gottesdienste“, die wir in St. Jacobi gemacht haben.
Sie bildeten ein alternatives Angebot zu den Hauptgottesdiensten am Sonntag­morgen um 10.00 Uhr, denn sie fanden in der Woche, mittwochabends, um 20.00 Uhr statt.

Keine Orgelmusik, sondern Jazz als Kommunikationsatmosphäre,
keine Bibeltexte als Ausgangspunkte für Problemstellungen, sondern aktuelle gesellschaftskritische Fragen,
kein Monolog des Pastors, sondern Dialog unter Experten mit der Gemeinde,
die an vielen Mikrofonen mitdiskutieren konnte, kein kontemplativer Ausgang, sondern immer wieder konkrete Schlusseffekte in Erklärung und Stellungnahme,
in Gruppenbildungen oder Gründungen von Vereinen.

Themen solcher „Kritischen Gottesdienste“ waren etwa:
– Ehe und Kommunen:
Ich habe dabei versucht, die Verlogenheit des 6. Gebotes im praktischen Leben deutlich werden zu lassen und Mut zu machen zu offener Partnerschaft jenseits von alten Formen,
– Drogenabhängigkeit:
Unsere soziale und therapeutische Analyse führte zur Gründung von „Release Hamburg e.V.“ und zur Einrichtung der ersten „Therapeutischen Wohngemeinschaft“ in Hamburg-Geesthacht,
– Humaner Strafvollzug:
Hier bildete sich der eingetragene Verein „Gefangenen- und Haftentlassenenhilfe“ mit vielen konkreten Hilfeleistungen,
§ 218
In ihm haben wir die Gemeinde gegen die veralteten Bedingungen des Schwangerschaftsabbruchs mobilisiert,
– Humanes Wohnen:
Damit hatten wir zum Ziel, für die Kinder in der Innenstadt einen Spielplatz zu schaffen.

Diese alternativen „Kritischen Gottesdienste“ erwähne ich auch des­halb, weil sie meine sonstige Gemeindearbeit vielfach geprägt haben –

– Erstens:
Menschen, die seit vielen Jahren keine Kirche mehr betreten hatten, kamen plötzlich wieder in die Kirche hinein,
– Zweitens:
Es entwickelte sich ein unmittelbarer aktueller kirchlich-ge­meindlicher Bezug zu zeitgeschichtlichen Fragen der Hamburger Bürgergemeinde,
– Drittens:
In Rückwirkung auf die traditionelle Gemeinde fragten viele „Neue“:
„Was macht Ihr dann eigentlich sonntagmorgens um 10.oo Uhr im Gottesdienst?“
Es gelang eine Brücke von den „Kritischen Gottesdiensten“ zu den normalen, gewöhnlichen Gottesdiensten sonntags um 10.00 Uhr.

Wie stark immer sozialpolitische Fragen für mich im Vordergrund gestanden haben mögen, wesentlich für meine Arbeit
– und damit komme ich zu einem Zentralpunkt in meinem Rückblick – war für mich immer die „theologische“ Frage, ganz konkret die „Frage nach Gott“.

Für mich ist immer klar gewesen, dass der Theologe noch so viel Sozial- und Verwaltungsarbeit leisten,
noch so viele Alters­heime und Jugendhäuser bauen kann – um die eine zentrale Frage kommt er nicht herum:
Wie verantwortet er als Pastor vor der Gemeinde sein Reden von Gott?

So war es gar nicht verwunderlich, dass schon sehr bald über das Sozialengagement hinaus die Frage nach Gott in meiner Gemeindearbeit auftauchte.

Der epd-Hamburg meldete am 8.11.1971:

„St. Jacobi zu Hamburg, zunehmend im Brennpunkt lebhaften Inter­esses durch ein  – so schien es zuerst – leidenschaftliches Engagement an brennenden Lebensfragen
sogar an Tagesthemen dieser modernen Welt, drängt mit dem gleichen kritischen Auditorium vor und hinein zum zentralen Gespräch über Gott und Glauben.“

Auslöser schließlich war ein Interview, das ich damals der Tages­zeitung „Die Welt“ über die Jesus-people gegeben hatte.
Dort wurde ich zitiert mit dem sehr verkürzten Satz:
„Nachdem ich im Früh­jahr vor der Gemeinde praktisch Farbe bekannt habe und ihr die Behauptung zugemutet habe, Gott gäbe es nicht …“

„Gott gäbe es nicht …“
– dieser Satz hat den ganzen theologischen Streit letztlich ausgelöst:

Der Hamburger Bischof intervenierte spontan und verlangte von mir eine Klarstellung dieser Aussage.
Ich hielt dann am 7« November 1971 jene Predigt „Gott gäbe es nicht …“, die das Grundmuster meiner Theologie, meines Redens von Gott, entwickelte.

Bischof Wölber antwortete darauf mit einer programmatischen Gegenpredigt „Gott ist Person“ und liess dann Abend für Abend in St. Nikolai
die Bekenntnisbewegung in zeitweise grotesker Schärfe gegen mich und meine Theologie wettern.

Gegen diese Veranstaltungswoche berief darauf der Kirchenkreis Niendorf/ Stormarn seine so genannte „Erste geistliche Synode“
mit dem Thema „Gott ohne Kirche – Kirche ohne Gott?“,
ein theologischer Disput zwischen Paul Schulz und Bischof Petersen aus Schleswig. Damals definierte ich zum ersten Mal Gott als „Prinzip Liebe“.

In jener Entwicklung wurde die Auseinandersetzung zwischen der Amtskirche und mir ein Streit um das Grundsätzliche, ein „Streit um Gott“.

In meiner ganzen Zeit als Pastor an der Hauptkirche St. Jacobi ist nie ein Kirchenvorstand gewählt worden.
Der hatte sich kurz vor meiner Amtseinführung konstituiert und ist dann bis jetzt – 1978 – im Amt geblieben.

Bedenkt man, dass alle Gemeindearbeit letztlich in der Verantwortung des Kirchenvorstandes liegt, dann hatte gerade dies für meine Arbeit an St. Jacobi schwere Folgen:
Es ist nie gelungen, die neu gewonnenen Menschen mit deren Vor­stellungen, mit deren Absichten, mit deren Bedürfnissen im Kirchenvorstand von St. Jacobi zu repräsentieren.
Der neuen Gemeinde ist der Zugang zu der zentralen Entscheidungsstelle in der Gemeinde grundsätzlich versperrt geblieben.

Der alte Kirchenvorstand dagegen hat nie eine positive Einstellung zu meiner neuen Gemeindearbeit gewonnen.
All die neuen Menschen mit ihren verschiedenartigen Absichten und Erfahrungen sind diesem Kirchenvorstand immer suspekt geblieben.
In einer hitzigen Debatte konnte sich ein Kirchenvorsteher sogar zu der Aussage hinreißen lassen:
„All die Leute, die da durch Schulz in die Kirche kommen, sind eigentlich Gegner der Kirche, die wollen wir gar nicht.“

Mit dieser Konstellation war von Anfang an eine große Gefahr deutlich.
Sobald nämlich die neue, offene Gemeindearbeit in einen ernsten Konflikt mit dem Kirchenvorstand geriet,
war sie durch die rechtliche Vormachtstellung des alteingesessenen Kirchenvorstandes bedroht.
Wie ein Damokles-Schwert hing deshalb jahrelang der § 7 des Pfarrergesetzes über meiner Arbeit:
„Ohne Bewerbung und ohne seine Zustimmung kann der Pfarrer ver­setzt werden, wenn ein gedeihliches Wirken auf der bisherigen Pfarrstelle
oder in einem mit der Pfarrstelle verbundenen Aufsichts­amt nicht mehr gewährleistet ist, wobei der Grund nicht in dem Ver­halten des Pfarrers zu liegen braucht.“

Gemäß diesem § 7 drohte ständig die Entscheidung des Kirchenvor­standes, dass meine Arbeit nicht mehr als ein gedeihliches Wirken
in der Gemeinde von St. Jacobi verstanden werden könnte.

So kam es über Jahre zu der seltsamen Konstellation:
Auf der einen Seite wuchs meine Gemeindearbeit ständig mit vielen Menschen und Kontakten, auf der anderen Seite wartete der Kirchenvorstand ständig mit der Drohung auf,
meine Arbeit als „nicht gedeihliche Gemeindearbeit“ zu disqualifizieren.

Schließlich war der Konflikt nicht mehr zu vermeiden.
Über Monate wurde ich fast völlig vom Predigtplan ausgeschlossen, so dass die Got­tesdienstgemeinschaft zwischen der Gemeinde und mir fast gänzlich verhindert wurde.
Die Gemeinde wehrte sich in mehreren Briefen an den Kirchenvorstand mit hunderten von Unterschriften – alles Ohne Erfolg.

In seiner Sitzung am 15. April 1975 beschloss der Kirchenvorstand schließlich die lang angedrohte Feststellung:
„Eine gedeihliche Gemeindearbeit an St. Jacobi ist durch Pastor Schulz nicht mehr gegeben.“ Damit war die Judikation für ein kirchenamtliches Verfahren gegen mich rechtlich geschaffen.

Das höchste Leitungsgremium der Hamburger Kirche, der Kirchenrat, hatte demnach schon früh und immer wieder die Hauptkirche St. Jacobi und den Pastor Schulz auf seiner Tagesordnung.
Ganz ungewöhnlich aber war, dass es in seinen Erörterungen letztlich weniger um den § 7 des Pfarrergesetzes ging, als vielmehr um die Frage nach der Theologie von Paul Schulz.
Die Auseinandersetzung zwischen der Amtskirche und mir wurde schon früh ein theologischer Disput und ist es bis heute geblieben.

In dem Augenblick aber, in dem die Auseinandersetzung aus der Ebene von St. Jacobi hinausging, war es überhaupt kein Streit mehr um die Person und ihre Qualifikation,
sondern ein Ringen um die Positionen des modernen Christseins. Schon im Dezember 1973 orientierte sich nämlich der Hamburger Kirchenrat an einem Gutachten eines ihrer Hauptpastoren. In ihm wurde festgestellt:
„Schulz denkt nicht theologisch, sondern entwicklungsgeschichtlich.
Er beschreibt ständig menschliche und geschichtliche Phänomene, ohne ihrem Gehalt, Sinn und Ziel wirklich auf die Spur zu kommen.
Das ist die Folge eines Denkens, dass Gott als mich bestimmendes, mich aufrufendes und mich zur Vollendung führendes Gegenüber eli­miniert wird.
Mit Gott aber steht und fällt all das, wofür die Kirche ins Leben gerufen ist: Der Glaube.
Ich bin der Meinung – so schließt dieses Gutachten -, dass die für das Leben und die Lehre in der Kirche Verantwortlichen mit Dr. Schulz sprechen müssen.“

Solche Gespräche – fünf Stück an der Zahl – fanden dann statt zwischen dem 5.1. und 5.3.1972.
Es gibt ein Protokoll, das ausweist, dass ich damals schon sehr global und offen meine Theologie dargeboten habe.
Das Protokoll endet mit der Feststellung:
„Pastor Dr. Schulz versteht Theologie als prozesshafte Bewusstwerdung des Menschen im Blick auf die vorausgehend formulierten Fragen.
Insofern versteht er seinen eigenen Versuch, im Rahmen der kirchlichen Tradition Existentialen des christlichen Glaubens neu zur Sprache zu bringen.
Herr Dr. Schulz versteht sich als ein Brückenschlag der Kirche zu den Kirchenfremden.
Indem er ihre Sprache und Probleme aufnimmt, möchte er nicht den Zusammen­hang zwischen Welt und Kirche verlieren, sondern gerade herstellen.
Er möchte sich mit seinen theologischen Thesen nicht von der Kirche trennen. Deswegen erwartet er, dass die Kirche bereit ist, ihn in seiner Arbeit zu tragen.“

Dies war damals ein wichtiges Ergebnis der Gespräche gewesen, nämlich eine Qualifizierung meiner Gemeindearbeit.

Doch bevor dieses Pro­tokoll zur Kenntnis genommen war, hat der Hamburger Kirchenrat juri­stisch bereits die Fortführung des Verfahrens,
das so genannte „Lehrgespräch“, beschlossen und angeordnet.

Drei Gutachter wurden bestellt, die mit mir am 17.2. und 25.2.1975 ausführliche Gespräche führten. Diese Gespräche wurden von beiden Seiten, ich betone dies ausdrücklich,
offen und fair geführt, gleichsam als „Werkstattgespräche“.
Wer die Protokolle heute liest, wird überrascht sein über die theologische Problemfülle, die da durchgearbeitet wurde.
Viele Fragen wurden angesprochen, beidseitig blieben viele Fragen ungelöst, lief man von beiden Seiten sozusagen in die Sackgasse.

Umso verwunderlicher mutete die Schlussfolgerung dieses Gutachtens an. Dort heißt es:
„Unter diesen entscheidenden Gesichtspunkten aber sehen sich die Beauftragten nach dem Maß ihrer theologischen Einsicht und ihrem Gewissen genötigt,
dem Kirchenrat nach § 1 der Lehrordnung zu er­klären, dass Herr Dr. Schulz als ordinierter Inhaber des Pastorenamtes der Evangelisch-Lutherischen Kirche öffentlich durch Wort und Schrift
in der Darbietung der christlichen Lehre und seinem gottesdienstlichen Handeln in entscheidenden Punkten in Widerspruch zum Bekenntnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche getreten ist und daran beharrlich festhält.“

Der Schluss dieses Zitates ist Gesetzestext.
Mit der Zitierung der Gesetzesvorlage war jenseits von allen offenen Diskussionen ein unverrückbarer juristischer Tatbestand festgestellt.

Es wird von Insidern heute gerne so getan, als sei meine folgende Beurlaubung für ein Jahr nach München eine besonders freundliche Tat der Hamburger Kirchenleitung gewesen,
als sei die Hamburger Kirchenleitung überhaupt besonders langmütig und entgegenkommend gewesen.

Dies aber ist nicht so. Die Beurlaubung ist Gesetzesvor­schrift. Sie ist deshalb nicht Gnade der Kirchenleitung, sondern Recht des Betroffenen.

Überhaupt möchte ich in diesem Zusammenhang etwas Grundsätzliches sagen:
Aus meiner Sicht hat die Hamburger Kirchenleitung an keiner einzigen Stelle human gehandelt. Sie hat mit Akribie ein Gesetz durchgezogen.
Dabei hat – ich sage das einmal aus meiner persönlichen Erfahrung – ein derartiges Verfahren für den Betroffenen geradezu zerstörende Mechanismen. Konkret:
Ein Pastor, mit zwei Kindern und verheiratet, wird aus Glaubensfragen für ein Jahr von Hamburg nach München deportiert.
Das sind viele hundert Kilometer Entfernung. Überlegen Sie sich einmal, was das für eine Familie, für eine Ehe, die 15 Jahre läuft, bedeuten kann.
Wenn die nicht voll in Takt ist, kann ein solches Jahr der Trennung durchaus die Zerstörung der Intimsphäre des Pastors bedeuten.
Die Trennung des Betroffenen von der Familie ist für Kinder und Frau von äußerster Belastung. Dazu kommt über Jahre die Diskriminierung durch Arbeitsverbot, das heißt:
Der Vater sitzt ständig zu Hause herum, darf nicht arbeiten, darf nicht reden.
Welche zerstörerische Bedeutung das für die Familie haben kann, sehen wir heute bei den Arbeitslosen. Arbeitsverbot ist schlimmer als schwer arbeiten müssen.
Die mögliche Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis lastet zusätzlich jahrelang über der Familie.
Die ständige Auseinandersetzung mit der Kirchenleitung ist darüber hinaus durch Jahre hindurch geistig und persönlich auch nur von jemandem zu schaffen, der keine Angst hat, wenn er in das Landeskirchenamt muss und dort bei einem Oberkirchenrat vorzusprechen hat. Es gibt genügend Pastoren, denen allein der Besuch beim Oberkirchenrat als Obrigkeit schlaflose Nächte kostet.
Nun könnte man ja sagen: Sie mussten das ja nicht machen!

Aber gerade da liegt das Problem:
Der Mechanismus eines solchen Verfahrens sind soziale Zwänge, gegen die man seinen Gewissensanspruch durchhalten muss.
Wie nah liegt es doch, unter solchen Zwängen einfach aufzugeben! Genau so hat das am Anfang noch ein Verfahrensbeteiligter gesehen, der zu mir sagte:
„Wissen Sie, Herr Schulz, seit 1956 haben wir das Gesetz, es muss ja einmal angewendet werden.
Sie sind jemand, der das durchhalten kann.“ Diesen Satz kann ich belegen.

Meine Haltung und mein Durchhalten dürfen nicht darüber wegtäuschen – ich sage dies hier aus meiner jahrelangen Betroffenheit –
wie hart die sozialen Zwänge sind, die in dem Mechanismus eines sol­chen Verfahrens stecken, wie hart die Verlockung ist, einfach mittendrin aufzugeben und zu sagen, na, dann eben nicht.
Ich stelle einmal die These auf, dass viele Pastoren heute anders reden würden, wenn sie den Druck eines solchen Verfahrens nicht unmittelbar befürchten würden.
Und ich bewundere Herrn Grell, dass er – darum wissend – dennoch den Mund aufgemacht hat.

Inhaltlich war die Arbeit in München für mich insofern wichtig, weil ich dort versucht habe, die Brücke zur kirchlichen Tradition eben nicht abreißen zu lassen.
Wie ich meine Arbeit in München ver­stand, zeigt meine Schlussarbeit, die ich dort mit der Überschrift „Gott im Denkprozess“ geschrieben habe.
Sie war an keiner Stelle eine Streitschrift zur „Auseinandersetzung“. Sie war vielmehr der Versuch gegenseitigen Verstehens ohne billige Kompromisse.

Diese Arbeit schließt – und weil es für mich ungeheuer wichtig gewesen ist,
erlaube ich mir, das hier noch einmal zu zitieren – mit folgenden Sätzen:

„Nur um Missverständnisse zu vermeiden:
Nicht ich habe die Menschen aus der Kirche verloren. Ich an St. Jacobi und viele junge Kolle­gen haben leere Kirchen übernommen.
Es ist eine bösartige Unterstellung, als hätten wir die Kirchen mit unserer Theologie leer­gepredigt.
Das Vertrauen der Menschen zur Kirche ist keineswegs erst in unserer Generation oder gar durch uns zerbrochen, sondern allerspätestens in der Generation vor uns.

Wir jungen Theologen haben ein böses Erbe von unseren kirchlichen Vätern übernommen.
Wir müssen schon ziemlich weite und schwierige Wege laufen, um zu den Menschen heute wenigstens wieder auf Rufweite zu kommen.
Was soll da noch zusätzlich ein solcher offener Konflikt? Wem soll der nützen? Der Gemeinde? Der Kirche? Oder soll er nur klarlegen, wozu ich stehe?

Ich stehe – zu meiner „offenen Theologie“ als einem Versuch, in der Spannung zwischen Religion – Theologie – Naturwissenschaft,
auf der Basis der Botschaft Jesu und infolge vielschichtiger Entfaltung christ­licher Verkündigung unter den Bedingungen einer pluralistischen Kirche von Gott zu reden,

– zu meiner Gemeinde als einer communio humana, die nicht oder längst nicht mehr den fundamentalistischen Vorstellungen einer traditionellen Kirche zu folgen vermag
und deshalb nach neuen Ausdrucksformen christlicher Existenz sucht, nicht nach einer neuen Kirche, sondern nach einer anderen Kirchlichkeit,

– zu meiner Kirche, weil ich fest überzeugt bin, dass eine „luthe­rische“ Kirche auch immer eine Kirche nach vorn,
eine „ecclesia semper reformanda“ sein muss, wenn nicht heute, wann dann noch?

Dann aber gibt es doch nur eins:
In der Vielfalt der verschiedenen Möglichkeiten und Notwendigkeiten, wohl nicht identisch, aber soli­darisch zusammenzuarbeiten,
gemeinsam alle Kraft einzusetzen, um unsere Kirche auf die Menschen und die Menschen auf unsere Kirche hin zu öffnen.

Auf mich bezogen meine ich das konkret so:
Die Kirche stellt derzeit mindestens 95 % ihrer theologischen Kräfte für höchstens 5 % von Menschen unserer Gesellschaft, die sie fest in Obhut hat, zur Verfügung.

Warum will sie nicht wenigstens 5 % ihrer theologischen Kräfte zur Verfügung stellen, um die restlichen 95 %, die nicht mehr in ihrer Obhut stehen,
wenigstens wieder in den Blick zu bekommen?

Als einer von diesen 5 % verstehe ich mich in meinem Reden von Gott
– im Auftrag meiner Kirche,
– unter welchen Bedingungen auch immer,
– getreu meinem Ordinationsgelübde.“

Insofern kam die Entscheidung am 18. Oktober 1976 überraschend.
Kurz vorher erhielt ich aus dem Insider-Kreis einen Anruf über die Beur­teilung meiner jüngsten Stellungnahme.
Mir wurde freudig mitgeteilt, dass die neuerliche Beurteilung meiner dargelegten Position theo­logisch so formuliert sei,
dass eine Fortsetzung des Verfahrens schwer möglich sei.
Die gleichen Gutachter, die vorher meine Position als „beharrlich“ beurteilt hatten, gaben in ihrem neuerlichen Gut­achten zumindest eine Öffnung frei
zur Vermeidung weiterer formaler Verengung des Verfahrens. Die entscheidenden Sätze heißen dort am Schluss:

„Ob Dr. Schulz jedoch nicht unter Berücksichtigung der gegenwärti­gen kirchlichen Situation vielen Menschen zum neuen Nachdenken im Vorfeld christlichen Denkens
und christlich motivierten Handelns verhelfen konnte, so wie er es schon getan hat, – und ob nicht ein solcher Verkündigungstyp Raum in einer Volkskirche haben könnte,
und schließlich, ob nicht der Kirche Jesu Christi im weitesten Sinne mit einem Austrag der Lehrdifferenzen innerhalb der Kirche,
und das hieße praktisch in der Hauptkirche St. Jacobi, eher gedient wäre als mit einer Fortführung des eingeleiteten Verfahrens -, diese Fragen gibt das Gremium dem Kirchenrat zu bedenken.“

Die Vermeidung wäre also im letzten Augenblick in Hamburg durchaus möglich gewesen – trotz vielfältiger theologischer Bedenken auch in dem 2. Gutachten.

Die Entscheidung des Hamburger Kirchenrates zur Fortsetzung des Verfahrens war um so unverständlicher und fragwür­diger,
als die Hamburger Kirche danach nur noch wenige Wochen als eigene Kirche existierte, bevor sie in dem neuen Kirchenverbund der Nordeibischen Kirche aufging.

Dennoch hat der Hamburger Kirchenrat am 18. Oktober 1976 die Entscheidung getroffen, die Durchführung des Feststellungsverfahrens gegen mich
beim Senat für Lehrfragen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche zu beantragen.

Die Hamburger Kirchenleitung hat dabei gegenüber meiner Gemeinde in St. Jacobi in einer atemberaubenden Verantwortungslosigkeit gehandelt.
Sie hat diese Gemeinde schlicht zu Grunde gehen lassen.

Nach meiner Beurlaubung hat diese Gemeinde mit einem spontanen Brief – mit einem von den Leuten selbständig erarbeiteten Inhalt – reagiert.
Weit über 2.000 Briefe sind in kürzester Zeit unterschrieben und schließlich Herrn Bischof Lohse zugeschickt worden. Ich zitiere daraus nur einige Sätze:
„Wir sind der Überzeugung, dass Paul Schulz keine Irrlehren im Sinne der Bekenntnisse der Kirche verbreitet.
Wir sind vielmehr der Meinung, dass ein Mann wie er Platz haben muss in einer Kirche, die sich als Glaubensgemeinschaft der ganzen pluralistischen Gesell­schaft verstehen will,
so wie wir als mündige Christen Platz finden möchten in dieser Kirche.“

Dieser Brief ist – wie viele andere – von den zuständigen Stellen überhaupt nicht in Erwägung gezogen worden.

Stattdessen hat die Hamburger Kirchenleitung mir nicht nur das Predigen verboten,
–   sie hat mir überall in den Gemeinden, wo ich hätte auftreten können, das Reden untersagt, etwa in Hamburg-Wandsbek oder in Flensburg bei Pastor Jastram.
–   Eine offizielle Verbots­verfügung liegt bis heute für die Nordelbische Kirche vor. Die Kirchenleitung hat erbitterte Verfahren durchgezogen, damit dieses Verbot eingehalten wurde.
–   Sie hat mein Auftreten bei den Sonntagsfesten der Communio humana strafrechtlich verfolgt.
–   Kir­chenoffizielle haben Buchhändler bedroht, wenn sie eine Veranstal­tung mit mir machen wollten mit der Drohung, dass dann nicht mehr die Theologenschaft bei ihnen kaufen würde.
–   Bischof Hübner hat in diffamierender Weise über meine theologische Arbeit vor Pastoren gepredigt, so dass ich nur noch die Möglichkeit hatte,
ihm mit Androhung einer einstweiligen Verfügung  den Mund zu verbieten.

Es wirkt deshalb wie ein blanker Sarkasmus, wenn das Deutsche All­gemeine Sonntagsblatt in seinem letzten Kommentar schreibt:
„Es ist keine Gemeinde erkennbar, für die Schulz spricht und vor der er sich verantworten muss.“ Offenbar muss man von einer Kirchen­leitung blind gehauen sein,
um den abgelaufenen Verfolgungsvor­gang derart zu verstellen:

Über Jahre ist eine Gemeinde ausgemerzt worden – bis der Pastor schließlich ganz allein dastand.

Er steht nur nicht allein.
Als ich Heiligabend in der Markthalle geredet habe, war die Markthalle überfüllt von Menschen, die nach einer alternativen Kirchlichkeit suchen.

Und überall, wo ich auftrete, ob vor Studenten an Hochschulen oder in öffentlichen Veran­staltungen,
überall sammeln sich viele Menschen, die dringend von der Kirche eine Öffnung nach vorn erwarten.

Diese Gemeinde ist offenbar so stark, dass sie die Kirchenmauer längst gesprengt hat.

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