Schluss-Plädoyer von Dr. Paul Schulz. Urteil

Gliederung

Einleitung
1.   Stationen aus der Geschichte des Konfliktes
2.   Marginalen zum Verfahrensablauf in Hannover
3.   Anmerkungen zu dem Gutachten von Herrn Prof. Dr. von Weizsäcker.
4.   Brückenschläge zwischen den widerstreitenden theologischen Positionen.
5.   Dimensionen allgemeiner gesellschaftlicher Umbrüche. 
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Urteil 

 

Einleitung

Dr. Schulz:

Meine Herren,
ich stelle mein Schlussplädoyer unter die programmatische Überschrift:
Absage an einen verwalteten Gott.

Der Glaubensprozess, indem wir nun seit Jahren gegeneinander stehen, ist seit der letzten Woche aus meiner Sicht in eine neue Dimension getreten:
Mein Hamburger Kollege, Pastor Wolfgang Grell von der Wandsbeker Christuskirche, hat in einem Brief an Herrn Bischof Lohse zu diesem Verfahren Stellung genommen. Auf Einzelheiten dieses Briefes werde ich im Verlauf meiner Darlegungen eingehen.

Hier scheint mir dies wichtig:
Die Nordelbische Kirchenleitung hat darauf mit unmissverständlicher Schärfe reagiert. Sie hat nicht nur Grells Meinung mit groben Worten zurechtgewiesen, sie hat ihm selbst zugleich Konsequenzen angedroht. Interne Stellen sprechen von einem Verfahren gegen Pastor Grell.

Noch im November 1978 hat Herr Bischof Lohse vor dem Kirchenkreistag Bockenem/Hoheneggelsen erklärt, das Lehrbeanstandungsverfahren gegen Schulz sei ein Einzelvorgang. Doch bevor dieser Fall Schulz zu Ende gebracht ist, kündigt sich bereits ein neues Verfahren an. D.h. geäußerte Solidarität in die Richtung Schulz kann für Einzelpersonen direkte Konsequenzen haben. Alle Versuche, den juristischen Vorgang von Hannover auf die Person Schulz hin zu vereinzeln und damit zu bagatellisieren, vernebeln deshalb die kritische Situation, in der wir hier – und damit im deutschen Protestantismus – derzeit stehen, nämlich in einer theoretisch-fundamentalen Auseinandersetzung.

Mein Schlussplädoyer stellt sich deshalb zwei Aufgaben.

– Zum einen:
Ich will Ihnen als Spruchkollegium noch einmal meine ganz persönliche Situation und Betroffenheit als Christ und als Pastor verdeutlichen, damit Sie in Ihren Entscheidungen auch wirklich mich vor Augen haben.

– Zum anderen:
Ich will darüber hinaus bei Ihnen Verständnis und Mitsorge schaffen für die Probleme vieler Christen und Pastoren in unserer Zeit,
damit Sie in Ihren Entscheidungen die ganze über­individuelle Tragweite dieses Lehrbeanstandungsverfahrens vor Augen behalten.

Dieses Plädoyer wird umfangreicher sein, als ich anfangs gedacht habe. Die Sache gebietet es – aus meiner Sicht. Ich bitte Sie deshalb also um Geduld.

Ich will im Folgenden fünf Hauptteile entfalten und sie vorher nennen, damit Sie immer wissen, wo ich mich gerade befinde,

1.   Stationen aus der Geschichte des Konfliktes.
2.   Marginalen zum Verfahrensablauf in Hannover.
3.   Anmerkungen zu dem Gutachten von Herrn Prof. Dr. von Weizsäcker.
4.   Brückenschläge zwischen den widerstreitenden theologischen Positionen.
5.   Dimensionen allgemeiner gesellschaftlicher Umbrüche.

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